Gastvortrag Rückblick: 5 Fragen an Sophie Brodtkorb, Scientific Creative
Sophie Brodtkorb ist Brand Design Alumna der Brand University. Nach dem Abschluss zog es sie für ein Masterstudium an die Goldsmiths University in London.
Wie sie es geschafft hat, dort ihre Leidenschaften für Forschung und Kreativität miteinander zu verbinden, und was die Wahrnehmung von Farben damit zu tun hat, erzählt Sophie Brodtkorb im Interview.
Brand University: Hallo Sophie, Du hast nach deinem Bachelor in Brand Design einen Master in „Psychology of the Arts, Neuroasthetics and Creativity“ an der Goldsmiths University in London gemacht. Was hast Du in diesem Master gelernt?
Sophie Brodtkorb: In meinem Master ging es um die Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Ich sehe es als die psychologische Annäherungen daran, wie Menschen neue Ideen generieren, wie sie Schönheit definieren, und wie wir Präferenzen bilden. Dabei konzentriert sich das Studium auf zwei Schlüsselthemen: die Psychologie und kognitive Neurowissenschaft zum Erschaffen von kreativen Werken und zur Beobachtung dieser Werke.
Was ist Kreativität, wie misst man sie und was fördert kreatives Verhalten? Ist Symmetrie ein fundamentales ästhetisches Mittel? Finden wir den goldenen Schnitt wirklich am Schönsten? Was passiert im Gehirn, wenn wir uns ein ästhetisches Urteil über etwas bilden? Worin unterscheiden sich Experten und Laien in der Bewertung von Kunst? Empirische Forschung kann solche Fragen nachweisbar beantworten und bieten eine weniger subjektive Argumentation.
BU: Jetzt bezeichnest Du Dich als „Creative Scientist/Scientific Creative“. Was bedeutet das?
Brodtkorb: Für mich bedeutet das, diese wissenschaftlich-kreative Schnittstelle auszufüllen. Scientist – mich interessieren Dinge, die wir noch nicht genau wissen, zum Beispiel: wie kann ich jemanden mit Design nachhaltig glücklicher machen? Um so etwas herauszufinden, muss man eben forschen, Daten sammeln, analysieren und vergleichen. Creative – andererseits interessiert mich darüber hinaus auch, was ich mit diesen Informationen anfange und wie ich sie bis zu einem Endergebnis ausführe. Dafür braucht man neue und aufregende Ideen. Im Grunde spiegelt sich beides für mich in der Definition von Kreativität wider: etwas muss originell sein, aber auch ein Problem angemessen lösen. Man benötigt beide Dimensionen.
BU: Du beschäftigst Dich insbesondere mit der Psychologie der Farben. Warum mögen wir Menschen bestimmte Farben lieber als andere?
Brodtkorb: Dafür gibt es verschiedene Theorien, alle jeweils mit ihren Vor- und Nachteilen. Aber eine recht gut erforschte Theorie besagt, dass sich unsere Farbpräferenzen nach herausstechenden Assoziationen mit farbigen Objekten richten. Der Gedanke dabei ist, dass wir evolutionär gelernt haben, uns von Dingen fernzuhalten, die uns schaden und uns Dingen zu nähern, die uns guttun. Dabei hilft uns deren Farbe bei der Kategorisierung. Diese entstandene Assoziation zwischen Farben und guten oder schlechten Dingen, zeigt sich dann in den Farbpräferenzen.
In den Befragungen empfinden die meisten Menschen bläuliche Farben als sehr positiv. Vielleicht weil sie diese Farbe mit positiven Dingen, wie einen klaren Himmel und sauberem Wasser verbinden. Im Gegenzug dazu, mochten die Befragten Braun und Olivgrün am aller Wenigsten. Vermutlich verbinden sie damit Schmutz oder Schimmel. Zusammengefasst: wahrscheinlich mögen Menschen bestimmte Farben, weil sie in ihrem Leben besonders viele positive Erfahrungen mit Dingen in diesen Farben hatten.
BU: Wonach sollte man Deiner Meinung nach gehen, wenn man eine Farbe für seinen Unternehmens- oder Markenauftritt sucht?
Brodtkorb: Ich denke es hilft schon, sich zu überlegen, welche Assoziationen man zu bestimmten Farben hat. Aber bei Markenauftritten ist das Ziel ja meistens gar nicht, die Lieblingsfarbe möglichst vieler Menschen zu verwenden. Stattdessen möchte man häufig bestimmte Emotionen vermitteln. Dazu gibt es ebenfalls Erkenntnisse, die zeigen, dass sich Farben in verschiedene Dimensionen von sogenannten Farbemotionen kategorisieren lassen. Manche Farben fühlen sich schwerer an als andere, manche werden als besonders entspannend empfunden und wieder andere als vergleichsweise modern. Wenn man sich nach diesen Kategorisierungen richtet, kann man somit Farben auswählen und justieren, die optimal zu den gewünschten Emotionen passen.
BU: Wie war deine Erfahrung, einen Master im Ausland zu machen, und hast Du einen Tipp für unsere Studierenden, die sich das auch vorgenommen haben?
Brodtkorb: Meine Erfahrung war durchweg positiv und wer Lust darauf hat, sollte es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. An meiner Uni habe ich unglaublich diverse Menschen kennengelernt, alle aus unterschiedlichen Ländern und mit ihren eigenen Expertisen. Der Austausch ist überaus interessant und wertvoll.
Mein erster und wichtigster Tipp wäre, die Auslandserfahrung vollständig auszuschöpfen. Macht Tagesausflüge, besucht die ganzen kleinen Cafés und Restaurants, die eure Stadt ausmachen und schaut euch Kulturstätten an. Denn so Dinge, wie eine globale Pandemie, könnten eure sowieso schon kurze Zeit dort unterbrechen. Informiert euch auch darüber, welche finanziellen Hilfen ihr von zuhause aus, aber auch vor Ort nutzen könnt. Denn manche Städte haben hohe Lebensunterhaltskosten. Letztendlich denke ich, dass ein Auslandsstudium sehr bereichernd sein kann.
Herzlichen Dank an unsere Alumna Sophie Brodtkorb für den Einblick in die Welt der Neurowissenschaften mit einer spannenden Verbindung zum Thema Kreativität!